a. Unsere Heimat in Römischer Zeit
Die Urgeschichte unseres Heimatfleckens Horrem liegt im Dunkel der geschichtlichen Überlieferung. Die spärlichen Bodenfunde geben keine ausreichende Gewissheit über die Zeiträume der ersten Besiedlung.
Die frühesten Einwohner des hiesigen Landes waren germanische Volksstämme. Sie wurden von den Galliern aus dieser fruchtbaren Gegend vertrieben und die Eroberer siedelten sich hier an.
Durch die Siege des römischen Feldherren Julius Cäsar und seiner Eroberung von Gallien wurde das römische Gebiet bis an den Rheinstrom ausgedehnt.
Ubier und zugewanderte Kelten bewohnten den Erftraum unter der Herrschaft der Römer, die ihre Gesetze und Verfassung im Lande einführten.
Cäsars Nachfolger Oktavianus Augustus gründete römische Gaugemeinden, die „Civitates“. Unser Gebiet gehörte zur Civitas der Ubier.
In der römischen Militär- und Verwaltungsorganisation spielte Köln eine wichtige Rolle; denn sowohl in der um 90 n. Chr. Gebildeten Provinz Niedergermanien (Germania inferior);
als auch in der seit 297 bestehenden Provinz Germania II war Köln Hauptstadt.
Die Erftniederung zeigte etwa 400 Jahre das Bild einer rein ländlichen Besiedlung mit kleineren bäuerlichen und größeren gutsherrschaftlichen Gehöfte, die alle für sich in ihrem Ackerbezirk lagen.
Mit der Römerzeit beginnt die greifbare Geschichte Horrems. So liefern namentlich eine Reihe von Funden den sicheren Beweis einer Besiedlung in römischer Zeit.
Bei Bohrarbeiten in der Grube Fischbach stieß man 1921 auf kleine Aschenkisten mit Scherben mit grauer Asche; andere bargen Krüge, Waffenreste, Glasurnen und Salbfläschchen.
Beim Bau eines Kanals am Baumannskaugraben fand man neben einem Brandgrab viele Scherben und Öllampen. Während weiterer Bauarbeiten wurde ein römisches Grab freigelegt.
Der Schädel des Skeletts war mit einer Glasschale zugedeckt, die als Meisterstück römischer Glaskunst aus dem 4. Jahrhundert gilt und heute im römisch-germanischen Museum in Köln zu bewundern ist.
Im gleichen Grab fand man eine Münze des Kaisers Maximilianus.
Als 1923 eine neue Straße in Verlängerung der alten Bachstraße in Richtung Brikettfabrik gebaut wurde, sind bei Erdarbeiten eine Reihe von Skelettgräbern zerstört worden.
Eines konnte vom Landesmuseum Bonn gerettet werden. Es enthielt Keramikbecher (sogenannte Bartmänner), einen großen Tonteller und Scherben einer Kugelflasche.
Ebenfalls wurden am Wingertsberg mehrere römische Gräber entdeckt, die Tonurnen, Münzen und Glasscherben enthielten.
b. Unsere Heimat in Fränkischer Zeit
Germanische Völkerstämme, die rechtsrheinisch ansässig waren, unternahmen hin und wieder Einfälle in die diesseitigen Gebiete mit wechselndem Glück und waren eine große Gefahr für die Sicherheit der Römerherrschaft.
Besonders die Franken drangen 355 zum ersten Mal in unsere Gegend ein und verwüsteten sie. Die Eindringlinge konnten die Römer vertreiben.
Als sich der allgemeine Druck auf die Grenzen des Imperiums verstärkte, zog der römische Feldherr Stilicho kurz nach dem Jahre 400 die römischen Legionen vom Rhein ab.
So konnten die ripuarischen Franken leicht das linke Rheinufer von Köln bis Andernach besetzen. Damit war die römische Herrschaft am Rhein beendet.
Der bedeutende Frankenkönig Chlodwich besiegte 486 den letzten römischen Statthalter in Gallien; damit fiel auch diese ehemalige römische Provinz in die Hand der fränkischen Eroberer.
Unter der Herrschaft der Franken gehörte Horrem zur Provinz Ripuarien. Die Alemannen bedrohten unsere Heimat, und es kam zur Schlacht bei Zülpich im Jahre 496, die Chlodwich siegreich beendet.
Er trat zum Christentum über, ließ sich in Reims vom hl. Remigius taufen. Die Folge war, dass der fränkische Staat eine enge Verbindung mit der Kirche einging.
Bei der fränkischen Landnahme fiel dem König der große römische Staatsbesitz und die herrenlos gewordenen Besitzungen abgewanderter oder gefallener Großgrundbesitzer zu.
Auch die großen Waldungen gehörten dazu, die die Ville bedeckten. Auf diese Weise wurde das Horremer gebiet Königsland. Von nun an war das Geschick unserer Heimat mit der Geschichte des Frankenlandes verbunden.
Die nachkommen Chlodwichs erweiterten das Reich, eroberten ganz Gallien bis zu den Pyrenäen und unterwarfen schließlich alle deutschen Stämme.
Der Hausmeier Pippin der Kleinen setzt den letzten Nachkommen Chlodwichs als König 751 ab und lässt sich mit Zustimmung des Adels und des Papstes zum König krönen.
Der Sohn dieses Pippin war Karl der große, der das Frankenreich zur höchsten Blüte führte. Diese karolingische Königsfamilie verfügte über das Königsgut in Horrem.
Kaiser Ludwig der Fromme hat die Macht seines Vaters nicht halten können. Als nach Ludwigs Tod (840) seine Söhne die Herrschaft antreten sollten, brach ein offener Bruderkrieg aus.
Schließlich einigten sich die Brüder im Jahre 843 auf eine Teilung des Reiches im Vertrag von Verdun.
Kaiser Lothar I., der Kaiser von Italien wurde und das Mittelreich erhielt, zog sich kurz vor seinem Tode in das Kloster Prüm zurück, wo er 856 starb.
In das väterliche Erbe teilten sich seine drei Söhne. Einer derselben, Lothar II., der deutsche König, erhielt ein gebiet aus dem vorgenannten Mittelreich, das nach ihm „Lothari regnum“, das ist Lotharingen, genannt wurde.
Somit war er Grundherr in unserem Heimatort und Horrem königlicher Grundbesitz im Kölngau, ein fester, geordneter Platz in der sumpfigen Erftniederung.
Diese Sumpflandschaft gab dieser Siedlung den Namen „Horoheim“, entstanden aus Horo = (altdeutsch) Sumpf und der Nachsilbe heim, die auf Ortsnamen aus der fränkischen Zeit hinweist.
Aus dieser karolingischen Zeit haben wir in Horrem 3 bedeutende Beispiele, die in die Zeit um 800 reichen; zum einen auf eine lang vergessene Burganlage aus frühgeschichtlicher Zeit,
die mindestens aber bis in die karolingische Zeit reicht, auf dem Knöffelsberg – östlich der Clemenskirche – oberhalb der Leichenhalle;
zum anderen auf die etwa ein Meter unter dem heutigen Boden der Clemenskirche in Hemmersbach bei der Restaurierung angetroffenen Reste einer etwa gleichaltrigen kleinen Saalkirche.
Dann handelt eine frühe Schrifturkunde Horrems über einen Tauschvertrag des Königs Lothar II. mit der Benediktinerabtei Prüm.
König Lothar (864) tauschte danach seine Güter in Ober- und Niederhorrem im Kölngau sowie Lessenich im Bonngau gegen Besitzungen der Prümer Abtei in Hergarten im Zülpichgau.
Dieser Prümer Besitz, in dem damit bereits vor mehr als 1100 Jahren genannten Horrem, wird durch eine entsprechende Eintragung im Prümer Güterregister von 893 bestätigt,
dass es sich bei diesem „horoheim“ um Horrem an der Erft handelt, ist durch die beigegebene Fixierung, als im Kölngau gelegen, unbestritten.
c. Das Adelsgeschlecht der Hemmersbacher
Als weltliche Grundherren treten bereits Ende des 11. Jahrhunderts die Edelherren von Hemmersbach mit gleichnamigem Burgbesitz hervor.
Sie spielten in der Folgezeit eine durchaus wichtige Rolle an der Nahtstelle der beiden großen Kölner und Jülicher Landsherren.
Alte Urkunden haben uns die Namen einer Anzahl von Hemmersbachern Edelherren überliefert. Stammsitz war die noch wenig bekannte Motte (aufgeschütteter Hügel) auf dem Knöffelsberg oberhalb der Leichenhalle.
Als erster ist von 1077/78 Wigmann von Hemmersbach bekannt, der Anwalt des Abtes Woefhelm von Brauweiler in einem Prozess um die ehemaligen Güter zu Clotten an der Mosel war, die vom Erzbischof Anno streitig gemacht wurden.
1176 bekundete der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg unter welchen Bedingungen er die Lehnsherrlichkeit der Burg und des Landbesitzes des Wilhelm von Hemmersbach erworben hat.
Wilhelm empfing seinen Besitz als Lehen zurück. Damit hatte sich der Kölner Erzbischof an der Westgrenze seines Territoriums eine wichtige Schlüsselstellung gesichert.
1280 besiegelte Harper von Hemmersbach, vir nobilis et militaris (Edelmann und Ritter) mehrere Urkunden mit dem Siegel des Edelherren Harper von Hemmersbach vom 5.4.1293 (Das Wappenschild ist durch einen Balken quergeteilt).
1312 stirbt Harper. Er war der letzte Burgherr von Hemmersbach. Er hinterließ seiner Tochter Hemmersbach und seinem Sohn die anderen Güter. Die Erbtochter ehelichte 1308 Johann II. Scheiffart von Merode.
Hiermit werden die Edelherren aus dem Geschlecht der Merode neue Herren von Hemmersbach.
Wann die Burg auf dem Knöffelsberg von den Hemmersbachern aufgegeben wurde und in der Erftniederung eine neue Burg angelegt haben, ist nicht bekannt.
Die bisher bekannte „alte Burg“ Hemmersbach lag in der sumpfigen Niederung zwischen erster Erft und Bahndamm.
Die unter Buschwerk verborgenen Reste von Hügeln und Gräbern dieser festen Anlage wurden 1965 im Zuge der archäologischen Landesaufnahmen des Kreises Bergheim untersucht.
Dabei bestätigte sich die Annahme, dass es sich hier um eine zweiteilige Anlage handelt, deren getrennte Haupt- und Vorburg auf künstlich aufgeschütteten Hügeln errichtet und allseits von Wassergräbern umgeben waren.
Vermutlich war der Kern der Burg, der auf dem Haupthügel stehende Wohnturm, zunächst ein Fachwerkbau, der von einer am Rand der Hügelplattform verlaufenden Palisadenwand umschlossen war.
Wahrscheinlich standen auf dem Hügel noch andere Holz- oder Fachwerkbauten. Erst in einer späteren Bauperiode wurde die Burg in Mauerwerk ausgeführt.
An Stelle des Fachwerk-Wohnturms trat wohl ein aus Naturstein, später aus Ziegelstein gemauerter Viereckturm, der sich durch eine besondere kleine Erdkuppe auf dem Haupthügel abzeichnet.
Die Palisade wurde ebenfalls durch eine 40 cm starke Ringmauer aus Naturstein ersetzt. Der Ziegelsteinbau dürfte im 12. Jahrhundert ausgeführt worden sein.
Warum diese Burganlage später verlassen worden ist, lässt sich nicht bestimmen und ist umstritten. Eine Ausgrabung würde Gewissheit bringen.
d. Die Geschichte der von Merode
Als der letzte Edelherr von Hemmersbach 1326 starb, erbte seine Tochter die Herrschaft Hemmersbach.
Sie war verheiratet mit dem brabantischen Burggrafen von Kerpen Werner VI., Herr von Merode, der in der Zeit von 1311 – 1332 urkundlich nachweisbar ist.
Nach dem Tode seiner Frau, der Herrin von Hemmersbach, gelangt er in den Besitz der Herrschaft Hemmersbach. Er heiratete Sophie von Hirzlin, mit der er sieben Kinder hatte.
Von der Zeit an war das berühmte Jülicher Geschlecht Merode in männlicher Folge bis 1590 Herren von Hemmersbach. Der älteste Sohn Johann Scheiffart folgte als Herr von Hemmersbach.
Johann Scheiffart ist 1344 verstorben. Sein vierter Sohn, Johann IV: Scheiffart, wird in einer Urkunde vom 2. Mai 1365 als Scheiffart Herr zu Hemmersbach bezeugt und wird um 1360 die Herrschaft übernommen haben,
die seit 1344 von seiner Mutter Adelheid verwaltet wurde.
e. Die Hemmersbacher Fehde
Dieser Johann IV. Scheiffart hatte im Spätherbst und Winter 1366 seine erste Bewährungsprobe zu bestehen, als seine Burg Hemmersbach unter andrem von den Mitgliedern des Landfriedens belagert- und eingenommen wurde.
Wahrscheinlich haben in dieser Belagerung mehrere Fehden eine Rolle gespielt, in der der Landfriedensbund, Johann Scheiffart und seine Halbbrüder, die Herzöge von Brabant und Jülich und andere in Streitigkeiten verwickelt waren.
Den Grund der Fehde erfahren wir in einem Brief vom 3. Juni an die Geschworenen des Landfriedens zwischen Maas und Rhein.
Darin beklagt sich der Herr von Hemmersbach, dass der Herzog trotz häufiger Bitten ihm seine urkundlich von des Herzogs Eltern verbrieften Rechte verweigere.
Der Herzog habe ihm auch noch nicht die beiden Hengste bezahlt, die er in seinem Dienst als Helfer gegen den Herrn von Heinsberg vor Schallay und vor Aldenhoven verloren habe.
Wegen dieser Streitigkeiten sei er persönlich beim Herzog in Jülich gewesen, der ihn zunächst sehr freundlich behandelt, ihn aber dann plötzlich habe verhaften lassen.
Aus der Haft sei er erst freigekommen, nachdem Mitglieder der Ritterschaft beim Herzog interveniert hatten.
Infolge dieser schweren Differenzen griff Johann Scheiffert zur Selbsthilfe und erklärte dem Herzog von Jülich die Fehde.
Ein selbstverständliches legales Rechtsmittel in damaliger Zeit, das zwar häufig missbraucht wurde, aber diejenigen, die sich der Fehde bedienten, keineswegs außerhalb der geltenden Rechtsordnung stellten.
Daraufhin wurde der Herr von Hemmersbach des Landfriedensbruches angeklagt, weil er die reich mit Waren versehenen Kaufmannszüge nicht durch sein Territorium ziehen ließ.
Um den Durchzug zu erzwingen, erhielt die Stadt Köln im August 1366 vom Landfrieden den Auftrag, Burg Hemmersbach einzunehmen.
Was berichten die Quellen über die Hemmersbacher Fehde?
Die älteste Aufzeichnung stammt aus den Kölner Jahrbüchern, die 1376 verfasst wurden. Sie berichten, dass im Jahre 1366 auf den Heiligen Abend die Herren und Städte des Landfriedens Hemmersbach gebrochen haben.
Um 1400 erschien eine weitere Fassung, die von der Hinrichtung des Herrn von Merode und seiner Söhne berichtet, insgesamt sollen 13 Mann gerädert worden sein.
Das ist Geschichtsfälschung und wird von DR. Domsta widerlegt; denn der Herr von Hemmersbach und seine Brüder, sowie andere Familienangehörige werden noch Jahre danach urkundlich bezeugt und haben noch Jahre gelebt.
Die Burg Hemmersbach wurde nach der Fehde wieder instandgesetzt und wird noch bis nach 1400 benutzt worden sein. Johann IV. starb in der Zeit zwischen 1406-07.
Ihm folgte sein Sohn Werner Scheiffart von Merode, Herr zu Hemmersbach und Bornheim (1407-1416). Er wurde mit Horrem und Sehnrath 1410 belehnt.
Erst im Hemmersbacher Rentbuch von 1483 finden wir einen Hinweis auf die „Alde Borch“ und lässt den Schluss zu, dass diese Anlage zu diesem Zeitpunkt nicht mehr bewohnt war und eine neue Burg bereits existierte.
Werner starb (1416).
Sein Nachfolger war Johann V. Scheiffart von Merode, Herr zu Hemmersbach (1416-1450), der durch Kauf zu seinem Besitz noch Sindorf und Röttgen erwarb.
Er starb 1451 und wurde vor dem Hochaltar des Klosters Bottenbroich beigesetzt. Sein ältester Sohn, Heinrich II. Scheiffart von Merode (1451-1480), folgte als Herr zu Hemmersbach und Sindorf.
Er heiratete Margarete von Wittem (vor 1452). Am 16. Oktober 1479 erklärte er die bis dahin freie allodische Herrschaft Hemmersbach zum jülischen Mannlehen, das bedeutete, dass er dem Herzog Wilhelm III. alle Dörfer,
Dingstühle und Gerichte zu seinem Erleben übertrug. Somit waren seit 1479 Hemmersbach und Sindorf ein jülisches Lehen und bildeten die jülische Unterherrschaft Hemmersbach.
Er starb am 4. März 1480 kinderlos und fand seine letzte Ruhestätte zu Bottenbroich. Im Totenregister des Klosters heißt es, dass er sozusagen dessen zweiter Stifter gewesen sei.
Der Herzog Wilhelm von Jülich belehnte als Nachfolger seine Brüder Werner und Wilhelm mit Hemmersbach und Sindorf.
Nachfolger war sein Bruder Werner Scheiffart von Merode, Herr zu Hemmersbach, Sindorf und Clermont (1480-1509). Er war seit 1456 mit Maria von Alpen (+1477) verheiratet).
Im Jahre 1506 schenkte Werner dem Zisterzienserkloster Bottenbroich den halben Hof zum Röttgen für ein Totengedenken für sich und seine Frau. Er starb 1509.
Sein Sohn Johann VI: Scheiffart von Merode, Herr zu Hemmersbach, Sindorf und Clermont (1509-1537), folgte ihm als Burgherr.
Er war seit dem 20. Februar 1502 in erster Ehe mit Anna von Vlodrop verheiratet (+1531).
Am 18. Oktober 1532 ehelichte er Irmgard von Wisch, mit der er 1533 für die Klosterkirche von Bottenbroich ein Glasfenster stiftete, das das Jüngste Gericht darstellt.
Beide Stifter sind mit ihren Wappen und einer Inschrift darauf abgebildet. (Eine Kopie dieses Kirchenfensters ist in der Kirche zu Grefrath zu bewundern.
Am 23. August 1510 übereignete Johann VI. dem Kloster die andere Hälfte des Röttgen-Hofes mit der Verpflichtung, dass an den Quartembertagen eine Totenmesse für die Familie von Merode gelesen wird.
Im Vertrag ist vermerkt, dass bei einer Auflösung des Klosters der halbe Hof an Johann Scheiffarts Kirche zu Hemmersbach fallen solle, die die Erfüllung der Stiftung übernimmt.
Sein Testament stammt vom 16. Februar 1537. Im gleichen Jahr verstarb er und wurde in der Klosterkirche von Eppinghoven begraben.
Die Söhne Heinrich und Johann starben vor ihm. Seine Brüder Hermann und Adrian waren kinderlos und sind ebenfalls vor ihm verstorben.
Daher vermachte Johann VI. Scheiffart von Merode seinen Vettern, Johann VII. und Werner, die Unterherrschaft Hemmersbach. Johann verstarb 1520.
Sein Sohn, Johann VIII. Scheiffart von Merode, (1540-1559) wurde 1540 mit Hemmersbach und Sindorf belehnt und folgte seinem Vater als neuer Burgherr.
Er heiratete Anna von Haren; die Ehe blieb kinderlos. Johann VIII. starb am 6. August 1559.
Sein Bruder Wilhelm II. Scheiffart von Merode, Herr zu Limburg, war Mitherr zu Hemmersbach und starb schon am 26. August 1545.
Nachfolger wurde Johann IX. Scheiffart von Merode, ein Neffe Johann VIII. Er war nicht verheiratet, ist 1590 verstorben und war der letzte männliche Erbe des Geschlechtes von Merode in der Hemmersbacher Erbfolge.
f. Die Herren der Unterherrschaft Hemmersbach im 17. Jahrhundert
Der Ministaat Hemmersbach bestand aus der Burg gleichen Namens, so wie verschiedenen Besitzungen, Patronatsrechten, Vogteien, Gerichts-, Besteuerungs- und Lehnrechten in Horrem, Sindorf, Sehnrat, Bottenbroich, Götzenkirchen, Boisdorf und Röttgen.
Nach dem Tode Johann IX. wurde seine Schwester, Maria Scheiffart von Merode, neue Burgherrin, die wie ihr Bruder Hemmersbach, Sindorf und Limburg besaß. Sie wurde am 10. Dezember 1617 mit der Herrlichkeit Hemmersbach belehnt.
Maria war mit Adolf von der Horst verheiratet, der namens seiner Frau mit Hemmersbach 1592 und mit Sindorf 1598 belehnt wurde. Er starb 1612.
Da die Ehe kinderlos blieb und weitere Familienmitglieder keinen Anspruch hatten, fiel das Lehen nach Marias Tode an den Landesherren, den Pfalzgrafen Wilhelm, zurück.
Wilhelm belehnte am 6. Juli 1621 den Johann von Vercken zu Puffendorf mit Hemmersbach.
Nach der Belehnungsurkunde von 1566 bestanden verwandschaftlichen Beziehungen der Familie von Vercken zu den Scheiffart, Maria von Vercken und starb 1629.
Nachfolger wurde sein Sohn Heinrich Freiherr von Vercken zu Puffendorf (1630-1678).
Heinrich von Vercken stiftete 1648 für die Clemenskirche die Clemensglocke, die heute noch im Turme läutet, und die Catharinenglocke, die im Jahre 1925 während des Läutens geborsten ist.
Der Mantel beider Glocken war mit dem Wappen der von Vercken und folgender Umschrift versehen: „Herr von Vercken, Herr zu Hemmersbach, Sindorf und Limburg, Oberster über 3000 Mann zu Fuß. Anno 1618“.
Freiherr von Vercken war zweimal verheiratet und starb im Jahre 1678.
Seine beiden Söhne, Philipp, Heinrich und Ludwig, erhoben Anspruch auf die Nachfolge. Der Herzog entschied sich 1678 für Philipp, der seinen Bruder dafür entschädigen musste.
Ganz besonders kümmerte er sich um die Restaurierung der Burganlage, die 1677 als baufällig und teilweise einsturzgefährdet beschrieben wurde.
Er ließ Herrenhaus und Stallung im steinernen Mauerwerk aufbauen und eine Wasserleitung vom Trinkbrunnen des Dorfes ins Schloss legen, damit die Versorgung mit Frischwasser gesichert war.
Er war mit Etta Freiin von und zu Westerholt verheiratet und starb am 23. Januar 1709. Mit ihm erlosch der verckenische Mannestamm.
Seine Tochter Charlotte erbte 1709 die Unterherrschaft Hemmersbach und heiratete den Generalmajor Adam Ludwig Freiherrn von Hompesch aus dem Hause Rurich. Die Ehe blieb kinderlos.
Wie zu dieser Zeit Burg Hemmersbach ausgesehen hat, zeigt eine Zeichnung im „Codex Welser“ von 1723, wenn auch stark vereinfacht. Charlotte starb am 26. Juli 1732. Auf Grund eines Vertrages vom 2. Juli 1621.
g. Die Geschichte der Berghe von Trips
1751 – 1799
Franz Adolf Anselm Sigismund Philipp Josef Freiherr Berghe von Trips war mit Maria Theresia Gräfin von Gelos zu Eysten verheiratet.
Im Jahre 1767 starb seine erste Frau und hinterließ vier Kinder, Karl-Ferdinand, Franz, Luise-Theresa und Augusta.
Seine zweite Frau war Eleonore Kunigunde Freifrau von Rathsamhausen, die ebenfalls vier Kinder das Leben schenkte, Marie, Eleonore, Franziska und Eduard Ignaz.
Nach dem Tode seiner zweiten Frau heiratete er die Schwester, die vorher Stiftsdame in Nivelles war, Charlotte Freifrau von Rathsamhausen.
Die französische Revolution brach aus, und die Revolutionsheere marschierten ins linksrheinische Gebiet. Das Reich hatte Truppen aufgeboten, die die drohende Invasion aufhalten sollten.
So erlebte Ende 1792 Schloss Hemmersbach Einquartierung von österreichischen Truppen. In der Nacht vom 3. Auf den 4. Januar 1793 brannte das Schloss bis auf die Grundmauern nieder durch Unachtsamkeit der Soldaten.
Franz Adolf forderte vom Kaiser Schadenersatz von 14.764 Reichstalern, um den Brandschaden beheben zu können. Zwei Jahre später vernichtete ein weiterer Brand die noch nutzbaren Gebäude.
Die Familie Trips hatte bereits das Schloss verlassen und sich in ihrem rechtsrheinischen Besitz, dem Jägerhof, in Sicherheit bringen können.
Der vor den Stadttoren Düsseldorfs alg. Auch den Jägerhof musste man verlassen, da er 1796 zur Einrichtung eines Hospitals beschlagnahmte wurde. Daraufhin bewohnte die Familie ein Mietshaus in Düsseldorf.
Am 27.3.1796 wurde Franz Adolf Freiherr Berghe von Trips vom Kaiser Franz II. in den Reichsgrafenstand erhoben sowie seine Nachkommenschaft beiderlei Geschlechts.
Die politischen Umwälzungen in den linksrheinischen Gebieten – insbesondere die Abschaffung der Vorrechte des Adels – wurden auch in unserer Gegend spürbar.
Die feudale Gesellschaftsordnung war beseitigt. Die persönliche Freiheit des Staatsbürgers, die Gleichheit aller vor dem Gesetz und die Ideen des Weltbürgertums bildeten die Grundlage des Staates.
Die Unterherrschaft Hemmersbach existierte nicht mehr. Die Ortschaften Boisdorf, Hemmersbach, Horrem, Sindorf und Sehnrath wurden zur Bürgermeisterei Sindorf zusammengeschlossen.
1801 verzichtete im Frieden zu Luneville das Deutsche Reich auf das linksrheinische deutsche Gebiet und trat Napoleon ab. Wir gehörten zu Frankreich.
Franz Adolf Reichsgraf Berghe von Trips war durch die Einbußen infolge des revolutionären Zeitgeschehens ruiniert.
Als er am 23.6.1799 in Düsseldorf starb, hinterließ er seiner Frau Charlotte und den elf Kindern ein finanzielles Desaster.
Ein Sohn aus erster Ehe, der Rittmeister Karl Ferdinand, war verstorben wie auch der zweite Sohn Franz.
1799 – 1842
Der älteste Sohn Eduard Ignaz, aus zweiter Ehe, ergriff die Initiative, um dem finanziellen und gesellschaftlichen Absturz der Familie zuvorzukommen und versuchte, den Schuldenberg abzubauen.
Er heiratete m 19. April 1802 Maria Elisabeth Freiin von Lemmen. Sie beerbte ihre Mutter und als einzige Tochter fielen ihr alle Kapitalien und Güter zu, welche zusammen 200.000 Reichstaler betrugen.
Sie ließ ihren Gemahl frei darüber verfügen. So konnte er sämtliche Schulden bar abtragen.
Reichsgraf Eduard Ignatz, der immer noch in Düsseldorf wohnte, baute 1837 den Stammsitz Hemmersbach als eigenen Adelssitz wieder auf.
Der Kölner Baumeister Lohannes Anton Wallée wurde mit der gesamten Planung beauftragt und führte persönlich die Bauaufsicht durch. Die Bauzeit dauerte mehr als zwei Jahre.
Von 1826 bis 1841 war Eduard Ignatz Reichsgraf Berghe von Trips Mitglied des Rheinischen Provinziallandtages und setzte sich besonders für schul- und kulturpolitische Fragen ein.
Er starb kinderlos am 19. April 1842 in Düsseldorf.
1842 – 1850
Die Gräfin scheint die Geschäfte selbst weitergeführt zu haben. Sie war im Jahre 1846 bei der Abfassung des Ehevertrages ihres Neffen Eduard, Franz, Oskar, Clemens, in Düsseldorf als Gutsbesitzerin und Rentnerin zugegen.
In der Chronik der Pfarre Hemmersbach ist zu lesen:
„…(dass) im Jahre 1851 durch ernstlichen Angriff des Kirchenvorstandes und aufgemuntert durch die großzügige Zusage der gnädigen Frau Gräfin von Trips, die zu dem Vergrößerungsbau (der Clemenskirche) 2600 Taler zu geben versprach,
frisch, im Vertrauen auf Gott, Hand ans Werk gelegt wurde.“ Die Gesamtbaukosten betrugen 4000 Taler.
Während sie das Erbe verwaltete, ging die Erbfolge auf Hemmersbach auf Clemens August, dem Halbbruder ihres verstorbenen Mannes, eines Sohnes aus dritter Ehe seines Vaters Franz Adolph mit Charlotte von Rathsamhausen über.
Clemens August heiratete am 2.8.1812 eine Bürgerliche, Friederike Maria Pauli. Sie hatten sieben Jungen und zwei Mädchen.
Clemens August vollendete den Neubau des Schlosses und starb am 1. Oktober 1850, seine Gemahlin im darauffolgenden Jahr. Sie wurden nicht in Hemmersbach beigesetzt.
1850 – 1856
Erbfolger wurde der erstgeborene Sohn Eduard Franz Oskar Clemens Reichsgraf Berghe von Trips.
Seit dem 21-. September 1846 war er mit Berta Gräfin von Quadt-Wykradt zu Isny verheiratet. Zusammen mit seinem Vater hat er die Anlage des Herrenhauses zum Abschluss gebracht und lebte auf Hemmersbach.
In der Schulchronik wird er ab 1851 als Mitglied des Schulvorstandes genannt. Gräfin Berta gebar drei Kinder.
Als die Gemahlin von Eduard Ignatz Graf Berghe von Trips, Maria Elisabeth Freiin von Lemmen am 7.10.1854 starb, wurde sie ebenfalls in der Gruft an der Burgkapelle beigesetzt.
1856 – 1921
Clemens Maximillian Hubert Reichsgraf Berghe von Trips folgte seinem Vater. Er hat gegen Ende des 19. Jahrhunderts den Umbau des Herrenhauses nach Plänen des Bonner Architekten Karl Thoma vorgenommen.
Das Schloss erhielt eine barocke Überarbeitung. An der nördlichen Seite wurde ein Anbau mit Erker hinzugefügt. Anstelle des doppelten Walmdaches wurde das mächtige erscheinende, zweigeschossige Mansardendach aufgeführt.
Der an der Südostecke hervortretende Rundturm erhielt anstatt der flachen Plattform die geschweifte, von einer Laterne bekrönte, runde Haube.
Die kostbare Inneneinrichtung des Herrenhauses stammt weitgehend aus der Erbauungszeit.
Clemens Maximilian Reichsgraf Berghe von Trips heiratete am 9. Juli 1889 Eugenie Reichsfreiin von Fürstenberg-Obsinnig. Sie hatten 14 Kinder.
Graf Maximilian starb am 6. September 1921 und Gräfin Eugenie am 9. Februar 1953 auf Burg Lede in Villich.
1921 – 1971
Eduard Reichsgraf Berghe von Trips folgte seinem Vater auf Burg Hemmersbach. Er wurde am, 5. November 1893 geboren, absolvierte die Ritterakademie Bedburg und besuchte die Landwirtschaftliche Hochschule in Bonn.
Am 1. Weltkrieg nahm er als Oberleutnant des 5.Ulanen-Regiments teil. Am 28. Mai 1925 vermählte er sich mit Gräfin Thessa. Ihr einziger Sohn, Graf Wolfgang, wurde am 4. Mai 1928 in Köln geboren.
Er verlebte eine glückliche Jugendzeit auf Schloss Hemmersbach und besuchte die höhere Schule. Es folgte ein landwirtschaftliches Studium, das er mit dem Diplom abschloss.
Seine Ausbildung führte ihn für einige Zeit als Volontär an eine Münchner Bank. Er war ein froher, bescheidener, hilfsbereiter und liebenswerter junger Mann.
Schon früh in seinen Jugendjahren galt dem Motorsport seine ganze Begeisterung. Große Erfolge zeichneten bald seinen Weg. Von 1954 bis 1961 war er Werksfahrer bei Porsche und Ferrari.
Graf Wolfgang wurde 1954 Deutscher Sportwagenmeister. 1958 errang er die Europa-Bergmeisterschaft. Nach einem steilen Aufstieg im Grand Prix-Sport sah er das Ziel seiner sportlichen Wünsche vor sich liegen.
Die Weltmeisterschaft in greifbarer Nähe fand er durch einen tragischen Unfall am 10. September 1961 in Monza den Tod. Er zählte zu den erfolgreichsten Rennfahrern der Nachkriegszeit.
Wolfgang Reichsgraf Berghe von Trips wurde in der Familiengruft auf dem Horremer Friedhof beigesetzt.
Die Eltern, die der Sohn ihres Sohnes schwer getroffen hat, überlebten den letzten direkten Erben der Trip`schen Besitzungen.
Noch zu Lebzeiten begründeten sie 1970 zum Andenken an Graf Wolfgang die Gräflich Berghe von Trip`schen Sportstiftung zu Burg Hemmersbach und statteten diese mit Gütern aus.
Schon zu Lebzeiten machte Graf Wolfgang Burg Hemmersbach zum Treffpunkt junger Menschen und gedachte, die Burg auch in Zukunft in diesem Sinne zu nutzen.
Der Faden der guten Beziehungen der gräflichen Familie zur kirchlichen und zivilen Gemeinde riss auch weiterhin nicht ab.
Große Verdienste erwarb sich Graf Eduard als Präsident der St. Sebastianus Schützenbrüderschaft, als Protektor des Männergesangsvereins Horrem und als Förderer der Ortsvereine, insbesondere der Sportvereine.
Im Jahre 1970 stiftete die gräfliche Familie einen ansehnlichen Betrag für eine Glocke zum Andenken an ihren verunglückten Sohn.
Sie trägt die Inschrift:
Wolfgang
In boc signo vincit
Zum Gedenken an:
Thessa Reichsgräfin Berghe von Trips
Eduard Reichsgraf Berghe von Trips
Wolfgang Reichsgraf Berghe von Trips
Sowie aller Angehörigen derer von Trips
Am 20. Januar 1979 weihte der Kölner Generalvikar Norbert Feldhoff die Wolfgang-Gedächtnis-Glocke. Eduard Reichsgraf Berghe von Trips starb am 12. Mai 1971, Gräfin Thessa am 29. Juni 1978. Sie fanden beide in der Familiengruft ihre letzte Ruhestätte.
h. In preußischer und nachpreußischer Zeit
Nach der Niederlage Napoleons, kam das linke Rheinland an Preußen.
Es entstand der Kreis Bergheim. Innerhalb der Bürgermeisterei Sindorf bildeten sich 1837 die beiden Spezialgemeinden Hemmersbach – mit Hemmersbach, Horrem, Götzenkirchen und Boisdorf und Sindorf – mit Sindorf und Sehnrat.
Sitz der Bürgermeisterei wurde Sindorf. Dagegen kamen die Orte der ehemaligen Unterherrschaft Hemmersbach, Bottenbroich, Habbelrath, Grefrath sowie die Höfe Holzhausen und Röllgen, zur Bürgermeisterei Türnich.
1816 fand die erste Volkszählung im Landkreis Bergheim statt. In Horrem lebten 355 Menschen, in Hemmersbach 165, in Götzenkirchen 128 und in Boisdorf 44, insgesamt also “nur” 692.
Durch die Eröffnung der Bahnstrecke Köln-Aachen im Jahre 1841 erhielt Horrem einen eigenen Bahnhof. Die Braunkohletagebaugruben Röttgen und Fischbach trugen zur weiteren wirtschaftlichen Entwicklung Horrems im 19. Jahrhundert bei.
Mit der Einweihung der Kleinbahnlinie Bedburg – Liblar erhielt Horrem 1898 einen zweiten Bahnhof an der Mittelstraße und entwickelte sich zum Verkehrsknotenpunkt des Kreises Bergheim.
Im Jahre 1902 wurde der Verwaltungssitz nach Horrem verlegt. Die Bürgermeisterei behielt den Namen Sindorf bis 1937. Die Entwicklung der Einwohnerzahl stieg rasant, 1905 zählte man bereits 3000 Personen im Ort.
Am 3. April 1907 wurde die Gemeinde Hemmersbach in Gemeinde Horrem umbenannt.
Mit Wirkung vom 1. Januar 1975 wurde durch Beschluss des Landtages von Nordrhein-Westfalen der Erftkreis gebildet.
Das Amt sowie die Gemeinde Horrem existierten nicht mehr und gehören nun als Stadtteil der neu gebildeten Stadt Kerpen an.